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Was ist eigentlich Humor?

Auf der Suche nach der Geschichte des Humors findet man die älteste bekannte Witzesammlung der Welt (Philogelos – Der Lachfreund), deren Inhalt sich nach der Einschätzung der Autorin nicht großartig von den – zumindest in den 90er Jahren des letzten Jahrhunderts – sehr beliebten Fritzchen-Witzen oder den in regionalen Tageszeitungen abgedruckten Kalauern unterscheidet. Das zeigt schon einmal eins: Schon die Menschen vor tausenden von Jahren haben Energie und Zeit investiert, um sich selbst und einander zum Lachen zu bringen. Aber warum? Und was hat Humor mit Lachen zu tun? Gibt es guten und schlechten Humor?           

Psychologische Perspektiven                                                                                                     

Das renommierte Cambridge Dictionary beschreibt Humor auf drei Arten: Die Fähigkeit, Dinge lustig zu finden, die Qualität, selbst lustig zu sein und die Art von Menschen, bestimmte Dinge lustig zu finden (und andere nicht). Humor hat also mehrere Bedeutungen. Aus psychologischer Perspektive kann man noch mehr hinzufügen. Humor als geistige Fähigkeit beschreibt die Kompetenz, Witze auf intellektueller Ebene zu verstehen, sie selbst zu bilden und sich an sie zu erinnern. Humor als Verhaltensmuster könnte beschreiben, dass jemand häufig lacht und Versuche unternimmt, andere zum Lachen zu bringen. Humor kann auch eine Einstellung zum Leben und zu sich selbst meinen – Etwas „mit Humor“ nehmen kann ausdrücken, Ängste und Misserfolge als unveränderbar anzunehmen und mit einem konstruktiven Blick in die Zukunft zu blicken. In der Psychologie benennt man solche Strategien als Coping (dt. Bewältigung). Humor ist auch eine Art soziales Schmiermittel: Mithilfe von Humor kann man jemandem signalisieren, dass man ihn mag, oder eine eigentlich angespannte soziale Situation auflockern.  

Das „echte“ Lachen

Doch Lachen ist nicht gleich Lachen: Der für seine Emotions- und Mimikforschung bekannt gewordene Psychologe und Anthropologe Paul Ekman unterschied verschiedene Arten des Lachens. Mithilfe des Facial Action Coding Systems beschrieb er menschliche Gesichtsausdrücke so systematisch wie niemand zuvor – nämlich unter Einbezug jedes einzelnen aktivierten Muskels für verschiedene Ausdrücke. So kann man ein duchennesmile, also ein echtes Lachen, das Freude ausdrückt, von einem fake smile, auch social smileunterscheiden, wenn man sich die Augenpartie eines Menschen anschaut. Ein bestimmter Muskel um die Augen kann nur schwer willkürlich, also absichtlich, angesteuert werden und aktiviert sich aber automatisch, wenn wir Freude empfinden. Seine Aktivität äußert sich in kleinen Lachfältchen (zu unterscheiden vom Zusammenkneifen der Augen) am äußeren Augenrand. Interessanterweise wird das fake smilein Amerika auch manchmal als Pan American Smile bezeichnet, benannt nach den immer gleich freundlich freudlos lächelnden Flugbegleiterinnen der amerikanischen Fluggesellschaft.

Nicht-lustiger Humor?

So haben das Lachen und der Humor in unserer Gesellschaft noch mehr Bedeutungen als den puren Ausdruck von Freude und Zusammengehörigkeit. Humor kann verletzen, andere ausgrenzen, Dominanz oder Verlegenheit zeigen. Ein trauriger Clown kann lustig sein und ein lachender Joker angsteinflößend. Verschiedene Formen des Humors zu untersuchen und in Verbindung mit anderen Eigenschaften der Menschen zu bringen, die ihn anwenden, ist seit einigen Jahrzehnten auch im Interesse von Psychologen.

So gibt es verschiedene Ansätze, „Humorstile“ zu unterscheiden und mithilfe von Fragebögen zu erfassen. Das sogenannte „Humor
Styles Questionnaire“ von Martin et al. (2003) unterscheidet zwischen vier Humorstilen. Affiliativer Humor dient dazu, soziale Bindungen zu stärken und andere zum Lachen zu bringen, wodurch er positiv mit Extraversion und Wohlbefinden verbunden ist. Selbstaufwertender Humor hilft, schwierige Situationen mit einer humorvollen Perspektive zu meistern, was mit Resilienz und Optimismus assoziiert wird. Im Gegensatz dazu kann aggressiver Humor, der durch Sarkasmus und Spott auf Kosten anderer geprägt ist, zwischenmenschliche Beziehungen belasten. Selbstabwertender Humor beinhaltet, sich selbst als Ziel von Witzen zu machen oder Humor zur Vermeidung negativer Emotionen zu nutzen, was mit niedrigem Selbstwertgefühl und psychischen Belastungen zusammenhängt. Diese Stile zeigen, dass Humor sowohl positive als auch negative Auswirkungen auf das psychische Wohlbefinden haben kann.

-Verfasst von M.Sc. Pia Drewke, adaptiert von M.Sc. Amina Aissaoui

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